Baukosten

Die von der WFB in der Machbarkeitsuntersuchung dargestellten Kosten für die Erschließung eines Gewerbegebietes auf der Horner Spitze stellen einen der zentralen Aspekte dar, von dem eine endgültige Entscheidung über eine Bebauung abhängen wird. Wir legen hier jetzt eine aktualisierte eigene Berechnung vor, die wir hier ausführlich darstellen:

Die vom Aktionsbündnis verwendeten Kostenansätze basieren auf Informationen von Fachleuten aus anderen Planungsbüros oder aus Behörden. Außerdem stützen wir uns auf einem Kostenvergleich zur Herstellung einer bau- und weitgehend höhengleichen Bahnunterführung (technisch: Trogbauwerk) in Oberneuland – nämlich der Verlängerung der Franz-Schütte-Allee (Bau 2013 – 2016).

Foto der nahezu baugleichen Unterführung an der Franz-Schütte-Allee in Oberneuland.

Tatsächlich sind die Baukosten für eine mögliche Bahnunterführung der größte Einzelposten: die WFB setzt die der Verkehrserschließung zuzuordnen Kosten (Bahnunterführung + Erschließungsstrasse + Nebenkosten) zusammen mit ca. 13,5 Mio. € an. Unsere Kostenabschätzung zu diesem Punkt: Wir gehen davon aus, dass die Bahnunterführung bau- und weitgehend höhengleich zum Trogbauwerk in Verlängerung der Franz-Schütte-Allee (Bau 2013 – 2016, siehe das Foto unten) in Oberneuland ist. Zwischen 2013 und 2019 wurden insgesamt drei Bahnunterführungen für eine Gesamtsumme von 53 Mio. Euro realisiert (Quelle: Pressemitteilung der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung vom 20.05.2019). Die Unterführung am Ende der Franz-Schütte-Allee ist davon mit Abstand die aufwendigste. Entsprechend gehen wir von anteiligen Kosten in Höhe von ca. 20 Mio. EUR aus. Hinzuzurechnen sind die Preissteigerungen bei entsprechenden Bauwerken, die wir zurückhaltend mit 36% ansetzen (basierend auf dem Baukostenindex Tiefbau des statistischen Bundesamtes für den Zeitraum 2019 – 2024). Entsprechend gehen wir von Kosten von 27,2 Mio. € aus – also dem Doppelten des Kostenansatzes der Machbarkeitsuntersuchung! Gründe für den niedrigen Ansatz sind nicht erkennbar.

Der zweite größere Posten bei den Baukosten ist der Bodenaustausch: Die Machbarkeitsuntersuchung sieht vor, dass der Boden auf der gesamten Fläche von 6,2 ha bis 1.60m tief ausgebaggert und anschließend mit Sand 2.20m hoch aufgeschüttet werden muss. Als Kosten nimmt die WFB für insgesamt ca. 235.000 m³ mit einem Durchschnittspreis von 10 €/m³ an. Realistisch sind für den Bodenabtrag/-entsorgung für (62.000 m² * 1,60m Tiefe =) 99.200 m² Kosten in Höhe von 20 – 40 €/m² je nach Bodenklasse. Wir gehen zurückhaltend von 20 €/m³ aus. Die Kosten für den Sandauftrag belaufen sich auf ca. 30 – 40 €/m³ für 136.400 m³. Der Kostenansatz des Aktionsbündnisses für den Bodenaustausch (inkl. Umsiedlung Kinder, Wald und Wiese e.V., die in der Aufstellung der WFB hier mit erfasst wurde) liegt mit 10,4 Mio.€ knapp drei Mal so hoch (!) wie der der WFB mit ca. 3,8 Mio.€.

Außerdem:  in der Machbarkeitsuntersuchung der WFB fehlen „kleinere“ mehrere Ansätze vollständig, nämlich Vorbereitende Studien, Fachgutachten, Bauleitplanung (Annahme pauschal 500.000 €), der Kauf des Grundstücks der Gärtnerei inkl. Wohnhaus (geschätzt ca. 0,5 – 0,75 Mio. €, Annahme pauschal 500.000 €) sowie der nötige Gewässerbau (Verlegung Riensberger Abzugsgraben, Verlegung/Ausbau Stillgewässer, Durchlässe, Annahme pauschal 500.000 €).

In der Summe kommt das Aktionsbündnis auf Kosten für die Erschließung des Geländes von 39,1 Mio. € –  statt 17,4 Mio. € bei der WFB. Alle Kostenansätze erfolgen übrigens zu heutigen Preisen (August 2025). Da das Projekt jedoch erst in ca. 5 Jahren umgesetzt werden soll, ist realistischerweise von Preissteigerungen von 2% pro Jahr auszugehen – also von insgesamt ca. 10% (die hier nicht berücksichtigt sind).

Die WFB hat für die Kostenermittlung das erfahrene Ingenieurbüro Hiller + Begemann Ingenieure GmbH (Bremen) beauftragt, das auch als Generalplaner für die 2. Erweiterungsstufe des Gewerbeparks Hansalinie beauftragt war. Selbstverständlich haben wir dem Ingenieurbüro unsere Annahmen übermittelt und um einen Austausch über die Ursachen für die erheblich unterschiedlichen Annahmen gebeten. Leider war das Büro nicht bereit, eine Stellungnahme abzugeben.

Die ausführlichere Darstellung des Kostenvergleichs einschließlich Details zu den technischen Aspekten des Vergleichs der Tunnelbauwerke finden Sie hier:

Eine genaue tabellarische Übersicht der einzelnen Kostenpositionen der WFB und des Aktionsbündnisses finden Sie hier:

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung:

Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der WFB zur Machbarkeitsuntersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass im besten Fall bereits 12 Jahre nach Investitionsbeginn die Gewinnschwelle (Break-even-Point) erreicht wird, im schlechtesten Fall nach 18 Jahren. Auch hier geht die WFB von Kosten von 17,4 Mio. € aus. Jedoch: In der zu Grunde liegenden Berechnung wird die einkalkulierte GRW-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur – Annahme 60% Zuschuss im Worst Case, 90 % im Best Case) vollständig als Förderung des Bundes bezeichnet und angesetzt. Tatsächlich handelt es sich bei der GRW-Förderung grundsätzlich um von Bund und Land je zur Hälfte getragene Finanzierung. Die Hälfte der Finanzmittel kommt also nicht von Dritten, sondern vom Bremer Steuerzahler über den Landeshaushalt. Würden nur die Mittel des Bundes als echte Einnahmen angesetzt verschiebt sich die Gewinnschwelle um mehr als ein Jahrzehnt.

Als Nutzen veranschlagt die WFB das geschaffene Anlagevermögen durch den gesteigerten Bodenwert aufgrund der Erschließung (von 21,50 EUR/m² aktueller Bodenrichtwert auf 250 – 300 EUR/m²). Gleichzeitig aber werden zusätzlich Einnahme von 4,35 % jährlichem Erbbauzins für die Überlassung der Grundstücke an Gewerbebetriebe angesetzt. Kalkulatorisch wird der Wertzuwachs hier also doppelt berechnet.

Die Ermittlung der Wirtschaftlichkeit ist vor diesem Hintergrund aus Sicht des Aktionsbündnisses nicht belastbar.