Die Machbarkeitsuntersuchung, auf deren Basis über die Bebauung der Horner Spitze entschieden werden soll, liegt der Wirtschaftsbehörde seit Frühjahr 2025 vor. Die Ergebnisse wurden von der Wirtschaftsbehörde den Beiräten Horn-Lehe (20.03.2025) und Schwachhausen (27.03.2025) in einer zusammenfassenden Power-Point-Präsentation vorgestellt: file:///C:/Users/Osthorst/Downloads/2025-03-03%20MBS_Horner%20Spitze_Beirat%20Horn-Lehe.pptx.pdf. Der Text der eigentlichen Machbarkeitsuntersuchung ist bislang nicht veröffentlicht und liegt offensichtlich selbst vielen PolitikerInnen nicht vor.
Im GEP2030 ist die Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes „Horner Spitze“ zur Ergänzung des Technologieparks als Standort für Luft-Raumfahrt-Unternehmen und technologieintensive Unternehmen vorgesehen. Als Anforderungen werden benannt:
− Künftige gewerbliche Nutzungen müssen die Synergie zwischen der Universität und privatwirtschaftlichen Akteuren befördern.
− Die künftige gewerbliche Nutzung soll auf der Basis des gesetzlich vorgeschriebenen naturfachlichen Gutachtens so schonend wie möglich in diese Umgebung eingefügt werden. Klimaökologische Auswirkungen sind zu berücksichtigen.
− Dem ansässigen Verein „Kinder, Wald und Wiese e.V.“ werden adäquate Ersatzflächen angeboten.
− Erst nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie und auf Basis der erzielten Ergebnisse erfolgt eine konkrete Entscheidung über eine gewerbliche Entwicklung der Horner Spitze.
Kernaussagen der Machbarkeitsuntersuchung:
Die Machbarkeitsuntersuchung schlägt vor, die 6,2 ha große Fläche für Gewerbeflächen zu erschließen. Dies sei technisch machbar und wirtschaftlich vertretbar. Ausgegangen wird von bebaubaren Grundstücken mit einer Fläche von ca. 4,5 ha. Die Erschließung würde 17,4 Mio. € kosten, mittelfristig zu positiven wirtschaftlichen Effekten für Bremen führen und ca. 600 Arbeitsplätze generieren. Die Verkehrsanbindung soll durch einen Tunnel (Trogbauwerk) unter Eisenbahnlinie hindurch erfolgen. Das Gebiet weise viele Naturwerte auf, die anspruchsvoll zu kompensieren seien. Die Horner Spitze sei Teil der Kaltluftschneise im Bremer Osten. Diese werde beeinträchtigt, eine genauere Abschätzung solle in der Bauleitplanung erfolgen. Dem Verein „Kinder, Wald und Wiese Bremen e.V.“ sollen Ersatzflächen von 5.500m² auf dem alten Campingplatz angeboten werden.
Unsere Bewertung:
In zentralen Punkten entspricht das Projekt ganz offensichtlich nicht einmal den Anforderungen, die die Regierungskoalition für eine mögliche Bebauung ursprünglich selbst formuliert hatte:
Adäquate ERSATZFLÄCHEN für den VEREIN „KINDER, WALD UND WIESE E.V.“: Tatsächlich wurden auf dem Gelände des alten Campingplatzes nahe des Uni-Sees 5500m² angeboten – als Ersatz für jetzt 45.000m². Die Fläche ist also deutlich zu klein und sie entspricht nicht den Bedarfen des Angebotes von „Kinder, Wald und Wiese e.V.“. Sie ist zudem für Kinder gar nicht und für Jugendliche nur eingeschränkt eigeständig erreichbar. Das Angebot ist insgesamt als Alibi anzusehen. DER VEREIN WIRD SEINE TÄTIGKEIT EINSTELLEN MÜSSEN. Ein politisches Versprechen wird hier also gebrochen.
Die künftige gewerbliche Nutzung sollte so schonend wie möglich in die ökologisch sensible Umgebung eingefügt werden: Tatsächlich wird die Fläche vollständig ausgebaggert und weitgehend versiegelt. Ein Ausgleich dieses Eingriffs ist sehr aufwändig und kaum wirklich möglich. Das gilt beispielsweise für die Lebensräume der geschützten Amphibienbestände.
Beeinträchtigung einer der wichtigsten KALTLUFTSCHNEISEN Bremens durch die Bebauung: Die Untersuchung erkennt die Bedeutung der Horner Spitze als Teil dieser Kaltluftschneise an – hält aber dennoch am Ziel der Bebauung fest. ExpertInnen haben bereits die ungenügenden Standards dieses Teils der Expertise kritisiert – die Machbarkeitsuntersuchung ist in dieser Hinsicht fachlich nicht angemessen!
Kosten: Die Machbarkeitsuntersuchung gibt 17,4 Mio. € als KOSTEN für die Bebauung an. Wir gehen aufgrund von eigenen Expertisen von mindestens 5 Mio. € mehr aus – sehr wahrscheinlich werden es 30 Mio. €! Nach Kritik an ihren Zahlen gaben BefürworterInnen der Bebauung zu, dass sie ebenfalls wesentlich höhere Kosten für möglich halten…
Für den Stadtteil Schwachhausen würde die Bebauung einen dramatischen Einschnitt bedeuten. Selbst eine Straßenanbindung des Gewerbegebietes durch die H.H.Meier-Allee ist in der Machbarkeitsuntersuchung nicht endgültig ausgeschlossen.
Materialien:
Unsere Kritik an der Machbarkeitsuntersuchung in der Präsentation für den Petitionsausschuss (24.04.2025):
Unsere ausführliche schriftliche Stellungnahme zur Machbarkeitsuntersuchung finden Sie hier:
Zusammenfassende Darstellung der Kontroverse in einem Bericht des magazins „Buten & Binnen“ (27.04.2025): https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/horner-spitze-machbarkeitsstudie-bremen-100.html
Zugehörige Links:
Zur Website des Vereins „Kinder, Wald und Wiese Bremen“ mit ausführlichen Informationen zum Verein und seinen Aktivitäten:
https://www.kinderwaldundwiese-bremen.de
Zur Website des BUND Bremen:
Zur Website des benachbarten Kleingärtnervereins Schwachhausen e.V.: https://kgv28213.de